Wir wünschen Euch mit Euren Kerrys schöne, genussvolle Adventszeit;)
Was ist Mantrailing?
Mantrailing ist eine besondere Form der Personensuche, bei der der Hund den individuellen Geruch einer vermissten Person aufnimmt und sie anhand dieses sogenannten Individualgeruchs findet – selbst wenn dieser durch Millionen von Umwelteinflüssen verändert oder verweht wurde.
Bevor der Hund mit einem klaren Kommando zur Suche angesetzt wird, erhält er ein gut sitzendes Geschirr, das ihm maximale Bewegungsfreiheit bietet. Der Hundeführer führt den Hund an einer Schleppleine, die sicher in der Hand liegen sollte.
Die zu suchende Person wird nun von einem sogenannten Flanker versteckt. Damit der Hund weiß, wen er suchen soll, darf er vor dem Start an einem persönlichen Gegenstand dieser Person schnüffeln – zum Beispiel einem Kleidungsstück. Danach beginnt die eigentliche Suche, das sogenannte Trailen.
Der Hund folgt der Geruchsspur – dem Trail – genau dem Weg entlang, den die vermisste Person gegangen ist. Diese Spur kann über asphaltierte Straßen, durch Wiesen oder Wälder führen. Oft muss der Hund auch durch Menschenmengen arbeiten, was höchste Konzentration und Vertrauen zwischen Mensch und Hund erfordert.
Hat der Hund die versteckte Person gefunden, wird er vom Hundeführer überschwänglich gelobt – und natürlich gibt es auch eine besondere Belohnung von der gefundenen Person selbst.
Mantrailing ist keine klassische Hundesportart wie Agility, Obedience oder Hoopers. Es ist vielmehr eine sinnvolle, anspruchsvolle Beschäftigung mit einem großen Ziel: Menschenleben retten.
©Margit Erhart
Bilder wurden von Frau Erhart zur Verfügung gestellt
Mantrail-Prüfung am 09.11.2025
Es war unsere dritte Prüfung.
Eigentlich sollte eine Prüfung nichts anderes sein als unser wöchentliches Training – wenn da nicht dieses gewisse Aber wäre. Viele Fragen gingen mir vorher durch den Kopf: Wie wird wohl das Wetter sein? Wird es regnen oder windig sein? Wo wird die versteckte Person (VP) liegen? Welche Kreuzungen oder Verkehrssituationen werden zu bewältigen sein? Schafft Kaja den Trail in der vorgegebenen Zeit von 15 Minuten? Wenn sie das schafft, darf sie in die nächsthöhere Klasse aufsteigen. Und – last but not least – hoffentlich läuft uns keine Katze über den Weg!
Endlich war es soweit. Wir waren als vorletztes Team eingeteilt.
Bevor wir den eigentlichen Trail starteten, stimmte uns ein Mitglied aus unserer Gruppe mit einem kurzen Motivationstrail ein. Dabei legte diese Person einen Geruchsgegenstand von sich an die Seite eines Autos und zeigte ihn Kaja. Dann entfernte sie sich so, dass Kaja nicht sehen konnte, wohin sie ging. Nach dieser kurzen Suche – natürlich erfolgreich – erhielt Kaja eine Belohnung. Anschließend gingen wir zurück zu unserem Auto und warteten, bis die Richterin kam und uns zum eigentlichen Trailen abholte.
Frau Kiene führte uns über die Straße und zeigte mir die Stelle, an der ich Kaja am Geruchsgegenstand der VP anriechen lassen sollte. Zuerst löste ich die Leine vom Halsband und befestigte sie am Geschirr. Dann ließ ich Kaja mit den Worten „riechen und finden“ starten – und der Trail, den die VP etwa 20 Minuten zuvor gelegt hatte, begann.
Da es an diesem Tag angenehm windstill war, arbeitete Kaja sehr spurgetreu. Beim genauen Beobachten fällt auf, dass sie gerne entlang von Zäunen trailt – dort, wo die Geruchspartikel der VP durch die Zwischenräume besonders deutlich wahrzunehmen sind.
An der ersten Kreuzung schaute sie kurz nach links, entschied sich dann um und ging in die gegenüberliegende Straße. Nachdem sie etwa 30 Meter hineingelaufen war, stellte sie fest, dass dort kein Geruch mehr vorhanden war. Sie drehte um und lief zurück zur Straßenecke, wo sie den Geruch der VP wieder deutlich aufnehmen konnte. Spurgetreu folgte sie weiter, wechselte dann aber auf die andere Straßenseite – genau wie die VP an dieser Stelle.
Vor der nächsten Kreuzung musste ich Kaja zweimal anhalten, da ein Auto von links und eines von vorne kam. Nachdem das letzte Auto vorbeigefahren war, bog sie zielstrebig in die Straße ein, in der die VP gelaufen war. Bemerkenswert war, dass Kaja sich trotz der Geruchsverwirbelung durch die vorbeifahrenden Autos nicht irritieren ließ und konsequent in die richtige Richtung weitertrailte.
Nach einigem typischen Zickzack-Laufen bog Kaja plötzlich und entschlossen in eine linke Seitenstraße ab – und fand, ganz ohne mein Zutun, die VP. Zur Belohnung erhielt sie ihr wohlverdientes Futtersäckchen.
Nachdem ich Kaja wieder vom Geschirr auf das Halsband umgeklickt hatte, gingen die Richterin, die VP und ich – zufrieden und stolz, dass Kaja ihr Ziel so zügig innerhalb von 5,27 Minuten erreicht hatte – zu unseren anderen Trailfreunden und natürlich zu unserer Trainerin, die uns bereits neugierig erwarteten. Viele Glückwünsche und Streicheleinheiten für Kaja durften selbstverständlich nicht fehlen.
Margit Erhard