Wir wünschen Euch mit Euren Kerrys schöne, genussvolle Adventszeit;)
10 Kerry-Blue-Terrier Regeln
Der Hund ist im Haus nicht erlaubt!
Okay, der Hund ist im Haus erlaubt, aber nur in bestimmten Räumen!
Unser Kerry darf in alle Räume, aber sicher nicht aufs Sofa oder Sessel
Na gut, er darf aufs alte Sofa.
Ja, ja, ja, er darf auf alle Sofas und Sessel, aber auf keinen Fall ins Bett.
Okay, er darf aufs Bett, aber nur mit Einladung!
Er darf auf dem Bett schlafen, wann immer er möchte, aber nicht unter der Bettdecke.
Der Kerry kann jede Nacht im Bett unter der Decke schlafen.
Wir dürfen um Erlaubnis fragen, ob wir mit unseren Kerries unter der Bettdecke schlafen wollen.
und zu guter Letzt: In allen Streitfällen gelten die Kerry Regeln
Der Schlüssel zum Glück
Manchmal sind es die kleinen Momente im Leben, die uns zeigen, warum ein Kerry Blue Terrier so besonders ist.
Heute war einer dieser Momente.
Es war ein ganz normaler Spaziergang – frische Luft, raschelndes Laub unter den Pfoten, das leise Rauschen des Windes in den Bäumen. Doch dann fiel es mir auf: Mein Autoschlüssel war weg.
Ein flüchtiger Gedanke – vielleicht aus der Tasche gefallen? Vielleicht irgendwo im hohen Gras verborgen? Ein Gefühl von Unruhe machte sich breit. Doch dann fiel mein Blick auf Uczi.
„Uczi, ich habe meinen Autoschlüssel verloren. Geh du, such, verloren!“
Er blickte mich kurz an, als würde er meine Worte abwägen. Ich erwartete nicht viel – schließlich war es nur eine spontane Aufforderung. Doch dann passierte es.
Uczi trabte los, scheinbar ziellos, als würde er den Spaziergang einfach fortsetzen. Ich folgte ihm mit halbem Blick, während ich selbst den Boden absuchte. Aber dann – ganz plötzlich – sprang er von der linken Seite nach rechts, direkt ins hohe Gras. Sein Körper spannte sich an, sein Blick wurde fokussiert. Sekunden später tauchte er wieder auf.
Und da, in seinem Maul, glänzte mein Autoschlüssel.
Ein Moment der Stille. Ungläubigkeit. Dann eine Welle der Freude.
Ich nahm den Schlüssel entgegen, strich ihm durchs weiche Fell und konnte nicht anders, als lachen.
Kerrys. Sie sind nicht einfach nur Hunde. Sie sind treue Partner, kluge Gefährten, Seelenverwandte. Sie denken mit, fühlen mit, handeln oft instinktiv richtig – und manchmal überraschen sie uns auf eine Weise, die uns sprachlos macht.
An Tagen wie diesem weiß ich: Wer einmal einen Kerry Blue Terrier an seiner Seite hatte, wird nie mehr ohne sie sein wollen.
Geschichte erzählt von Margit Erhart, aufgeschrieben von Ruta Hauke ©RH
Warum ein kleiner schwarzer Terrier meint, er wäre ein Silberrückengorilla
Die erste Begegnung mit unserer Curly Sue war der Traum eines jeden Hundeliebhabers.
Und so kam es dazu: Nachdem wir Jahrzente lang Schäferhunde hatten, mußte nun ein Terrier her. Durch Zufall kamen wir auf die uns bis Dato unbekannten Kerry Blue Terrier. Zunächst dachten wir anhand den Bildern im Internet: "Oh Gott, was für ein Monster!!!" Doch dann wurde aufgrund der beschriebenen Charakteristik unser Interesse geweckt. Wir setzten uns mit einem Züchter, der gerade einen Wurf mit 10 Welpen hatte, in Verbindung. Eigentlich wollten wir nur nachfragen, ob wir die Hunde mal anschauen könnten, um diese Tiere in "Echt" zu sehen. Verständlicherweise meinte der Züchter, der allein schon aufgrund des Telefonats, uns als überaus fürsorglicher und fachmännischer "Kerry-Crack" vorkam, dass die Hündinnen, drei an der Zahl bereits vergeben seien und er derzeit aufgrund des Welpentourismus bezüglich der neuen Hundebesitzer, wenig Zeit hätte. Er würde aber jemanden in unserer unmittelbaren Nähe wissen, welche drei Vertretern dieser Rasse habe. So kam es zum Kennenlernen zwischen uns und dem Kerry Blue Terrier. Als die drei beim ersten Besuch um die Ecke kamen, war ziemlich sofort klar, dass der nächste Hund ein silberfarbener Terrier mit Ziegenbart werden sollte. Bei Terriern denkt man eher nicht an weiches Fell, viele von ihnen haben ja kurzes, strohiges Haar, ganz anders als Retriever oder Pudel. Doch ein Kerry Blue sieht nach dem Kämmen eher aus wie ein Stofftier als ein Hund, und ganz einfach verstecken sich die Augen schonmal unter dem ganzen Fell. Die Gespräche und das ganze "Drumherum" mit der Hundebesitzerin, übrigens sehr erfolgreichen Hundeausstellerin und Züchterin, waren super nett und informativ.
Wir riefen danach den Züchter des 10er Wurfes an, um uns für den Kontakt zu bedanken. Wir sagten auch, dass für uns nur noch ein Kerry Blue in Frage kommt. Wir entschieden uns, zunächst noch im Oktober in Urlaub zu fahren.
Einige Tage später meldete sich dann der Züchter aus Ochtendung, nun nennen wir den Namen, Frank Böhnke. Herr Böhnke überraschte uns damit, dass nun doch eine Hündin frei wäre... also durch uns kurz überlegt, Urlaubspläne über Bord geschmissen und zugesagt. Eine Woche später fuhr die gesamte Familie nach Ochtendung.
Und da trafen wir unsere Curly Sue und das Züchterehepaar Böhnke, die uns zu ihrem Wurf ließen, was darin endete dass erstmal alle Informationen untergegangen sind, denn die Welpen stürzten sich förmlich auf neue Menschen! Wie gesagt – der Traum eines jeden Hundeliebhabers. Auch die Erwachsenen Terrier haben uns mit ihrem Charme erorbert.
Ein paar Wochen später holten wir die Hündin zu uns in die Familie.
Ein Kerry Blue Terrier muss immer mit dabei sein. Er wird sich nicht in eine Ecke legen, und dort den Tag verweilen, während sein Mensch aufräumt, Essen kocht oder Wäsche wäscht. Nein, ein Kerry Blue wird auf leisen Pfoten hinterher stapfen und sich alles anhören, was man zu sagen hat. Und sollte man mal schweigen, dann wird der Kopf schief gelegt und die Ohren aufgestellt, denn das kann es ja nicht geben, dass man einen Kerry ignoriert! Falls das süße Gesicht und das Pfote-geben-ohne-gefragt-zu-werden das Problem noch nicht geregelt hat, hat Curly für andere Kerrys einen ganz besonderen Trick: Man kann einfach einen Ball nehmen, ihn unter einen Schrank schubsen und dann solange auf dem Boden herum kratzen, bis der Mensch sich auf den Boden legt und den Ball wieder vorholt. Das funktioniert so gut, dass man es am besten den ganzen Tag wiederholt. Wie manch anderer Terrier, haben auch Kerry Blue Terrier eine Tendenz ihre eigene Grösse zu überschätzen. So liebt unsere Curly es – auch nach fast ein/einhalb Jahren Durchsetzen und Training – die großen Nachbarshunde anzubellen. Wenn sie Vertreter von größeren Rassen sind, hat unser Gorilla umso mehr Freude daran, ihnen lauthals zu sagen, an wem sie hier vorbeigehen. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb Kerry Blue Terrier mit der Zeit silbern werden? In jungen Jahren sind sie schwarz und werden langsam silbrig, wie ein Silberrückengorilla. Vom Charakter her passt das auch, da kann der Cane Corso vom Nachbarn nur ein Lied davon singen! So böse unsere Curly auch klingt, gespielt mit anderen Hunde wird gerne und auch sehr wild. Desto größer und dominanter der Hund, desto besser, denn so kann man auch wie ein Wirbelwind umher sausen und so richtig überflüssige Energie abbauen. Abends nach dem Spielen, ist Ruhe auf der Couch angesagt. Curlys Platz ist auf allen Kissen, die sie finden kann, denn ein Terrier braucht es ja bequem. Sollte es doch noch zu früh zum Schlafen sein, zeigt unsere Curly noch, wofür Kerry Blue Terrier auch noch so bekannt sind: sie sind Komiker und benehmen sich manchmal wie Menschen. So wird gerne die Naturdokumentation mit aufgestellten Ohren verfolgt, Lieblingstiere werden aufmerksam beobachtet und Großkatzen natürlich angeknurrt. Das Lieblingsstofftier ist beim Kuscheln immer mit dabei und wird gerne mal zur Animation ins Gesicht der Menschen gedrückt. Und wenn Zeit zum Schlafen ist, dann ist unser Silberrückengorilla-Terrier der Erste, der Gute Nacht sagt!
On Wed, Feb 8, 2023 Laura Hauke ©RH
Nachstehenden Text haben wir im März 2005 für eine Veröffentlichung im "Terrier" verfasst
Familienhaltung von mehreren Rüden
Hiermit kommen wir der wiederholten Bitte unserer guten Freundin und Kerry-Blue Züchterin Margit ERHART nach, erneut über unsere über 1/4Jahrhundert umfassenden Erfahrungen zu berichten, die Familienhaltung von Rüden betreffend.
Bereits Ende 1996 hatten wir unseren ersten Beitrag über die Haltung von zwei Rüden: „Wem das Herz voll ist….“ verfasst und im Juli 2001 mit der Feststellung ergänzt, dass sich unsere positiven Erfahrungen auch in der Folgezeit nur bestätigt haben. Dem wäre auch jetzt (Frühjahr 2005) nichts wesentliches mehr hinzuzufügen, wenn….. ja, wenn….. unser Rudel nicht zwischenzeitlich um einen weiteren Rüden, den „Finnen“ MIKA, gewachsen wäre!
Angesichts all unserer Erlebnisse und der mittlerweile hinzugewonnen theoretischen Kenntnisse fiel dieser Entschluss leicht und erforderte unsererseits keinen besonderen Mut. Die Erweiterung des Rudels erfolgte aus guten Gründen, deren Darlegung an der Themenstellung vorbeiführen würde.
Für Außenstehende stellt sich bei der veränderten Situation die vielleicht interessante Frage, was sich möglicherweise verändert hat, ob es durch die neuen Konstellationen zu Problemen gekommen ist, welcher Art diese sind, etc. Wir wollen hiermit die/den geneigte/n Leserin/Leser an unseren neuen Erfahrungen teilhaben lassen.
Rückblick:
Seit ca. 25 Jahren halten wir in unserer Familie Rüden; anfänglich nur einen. Aber schon nach kurzer Zeit haben wir unser Rudel um einen zweiten Rüden aufgestockt. Dieser Zustand hat sich auch über all die Jahre so erhalten, auch wenn unsere lieben Hausgenossen den Weg gegangen sind, der uns allen vorherbestimmt ist.
Wie der Faktor Zeit so wirkt: die familiären Rahmenbedingungen haben sich im Verlauf der Jahre weiter verändert. Von den Kindern lebt keiner mehr im elterlichen Haushalt; die Berufstätigkeit des Familienvorstands ist dem Ruhestand gewichen und der private Interessenkatalog hat sich noch erweitert. Auch die Begeisterung am Ausstellungswesen hat sich zum verstärkten Interesse am Hundesport gewandelt, der Einsicht folgend, dass durch Hundesport beiden Seiten Einsatz von Kopf und Körper abgefordert (fordern = fördern) wird und damit die Bindung Hund und –halter stärkt; ganz abgesehen von Gesundheitsaspekten und dem Lustgewinn.
Fähigkeit zur Partnerschaft mit dem Hund (neudeutsch: Team):
Hundehaltung kommt für uns ohne das Thema „Hundeverstand“ nicht aus; es ist untrennbar damit verbunden. Deshalb nimmt dieses für uns überaus wichtige Thema einen etwas größeren Raum ein. Die Ignoranten hündischer Bedürfnisse und Verhaltensrepertoires kennen wir hinlänglich. Ebenso die fatalen Folgen von Spontankäufen, Schnäppchenmentalität und das kritiklose Befolgen von Modetrends. So werden Halter mit „Problemhunden“ erzeugt, auffällig aggressive oder überängstliche Tiere, etc. Wir kennen sie alle nur zu gut! Von solchen Fehlentwicklungen lebt mittlerweile ein ganzer Dienstleistungszweig, der seine Kunden mehr oder weniger (meist weniger) qualifiziert bedient. Wenn Hund und Frauchen/Herrchen Glück haben, landen sie vielleicht z.B. in den Händen eines Martin RÜTTER. Erfolg auf Dauer ist aber auch da nur durch konsequente Verhaltensänderung durch den „Faktor Mensch“ zu erwarten.
Neben der familiären Situation sind nach unserer Auffassung auch wichtige menschliche Anlagen des Hundeführers maßgeblich, ob jemand überhaupt für eine Hundehaltung geeignet ist. Eine entsprechendes Persönlichkeitsprofil bringt nicht jeder Mensch von Natur aus mit. Unserer Erfahrung nach scheitern häufig alle Bemühungen auch bei besten Ratschlägen und individuellem Training (der Halter!) leider nur deshalb all zu oft, weil diese Voraussetzungen fehlen. Diese Ansicht stützen wir sowohl auf persönliche Erfahrungen im privaten Bereich, als auch langjährige Tätigkeit als VDH-zertifizierte Welpentrainer. Es ist immer wieder deprimierend zu erleben, dass es bei aller Bereitschaft und nachhaltigem Bemühen von Halter- und Trainer aussichtslos ist, aus den Partnern Hund und Mensch eine Einheit zu formen. Es gelingt bei Problemfällen oft nicht, den Menschen nachhaltig zu einem grundlegend veränderten Verhalten gegenüber seinem Hund zu bewegen. „Hundeverstand“ lässt sich unserer Erfahrung nach eben nur bis zu einem gewissen Grad vermitteln oder erlernen.
Ohne dass wir anfangs schon über besonderen theoretischen Hintergrund verfügt hätten, haben wir damals offenbar in unserer Familie zumindest keine grundlegenden Fehler gemacht. Mittlerweile haben wir aber unser theoretisches Wissen und praktischen Kenntnisse auch in diesem Bereich ergänzt und verstehen deshalb das Regelwerk hündischer Kommunikation besser. Wir „lesen“ unsere Hausgenossen jetzt bewusster, um etwaige Spannungen oder unerwünschtes Verhalten von vornherein zu vermeiden.
Damit ist ein in der Hundehaltung nicht zu überschätzender Aspekt angesprochen, nämlich die Fähigkeit, das Verhaltensrepertoire eines Hundes zu kennen, genau zu beobachten, treffend zu deuten und sich hundegerecht zu verhalten, um gewünschte Wirkungen zu erzielen (s.o.).
Doch zurück zum status quo, unserem Trio, dem Altrüden BALOU (11 J.), dem zwischenzeitlich zum Leitrüden avancierten DIKTUS (5 ½ J.) und Nesthäkchen MIKA (13 Mon.).
Regeln:
Eine der Grundbedingen, auf die wir schon beim ersten Beitrag hingewiesen haben, lautete für uns, dass der neu hinzukommende Hund in jedem Fall nur als Welpe (8-12 Wochen) problemlos in das Rudel integriert wird/werden kann. Dabei ist es aus unserer Sicht außerordentlich wichtig, dass bei „Familienzuwachs“ die aktuelle Rangordnung beibehalten wird. Das hieß für uns, dass das neue Rudelmitglied bei aller Zuwendung, die ein solch entzückendes Wesen einem abfordert, selbstverständlich „das letzte Rad am Wagen“ bleiben muss. Wenn das nicht auch konsequent so gelebt wird, ist der Boden für Konflikte bereits vorprogrammiert. Für die Praxis bedeutet das, dass das ranghöchste Tier selbstverständlich auch weiterhin die meiste Zuwendung erhält und sein Futter stets als erster vorgesetzt bekommt. In diesem Fall nimmt DIKTUS diese Position ein. Neuerdings bezeichnen wir ihn auch scherzhaft als „Diktator“, weil er unseren Senior BALOU seit ca. 1 Jahr in der Führungsrolle abgelöst hat.
Verhalten BALOU (Altrüde):
Unser Altrüde hört neuerdings ein wenig „hart“, und mit den Augen steht es auch nicht mehr zum Besten. Ganz im Gegensatz zu seinem Schlaf, der tiefer und ausdauernder ist als früher. Wenn es aber draußen was zum Streiten gibt, würde er gerne noch mitmischen, wenn man ihn denn ließe (was er zumindest derart demonstriert).
Als MIKA im April 2004 im Alter von 8 Wochen in unsere Familie kam, war beim Altrüden BALOU anfänglich eine deutliche Distanz gegenüber dem Neuankömmling festzustellen. Das äußerte sich im Abwenden des Kopfes bis hin zur Suche eines Schlaf-/Ruheplatzes, den der Neuankömmling nicht erreichen konnte, was nach menschlichem Eindruck als „Abscheu“ oder „Ekel“ definiert werden könnte. Mittlerweile schlauer geworden, werten wir diese Reserviertheit heute als natürliches Dominanzverhalten. Nach einer Zeit der Eingewöhnung und mit zunehmendem Eintritt in das Erwachsenenalter unseres „Youngster“ sind aber mittlerweile deutliche Veränderungen im Verhalten unserer Hunden eingetreten.
Dem Spielbedürfnis von MIKA wird seitens seiner hündischen Hauskumpane erstaunlicherweise neuerdings durch unseren Senior BALOU entsprochen; soweit er da körperlich noch mithalten kann. Die ursprüngliche Distanz scheint derzeit einem Bündnis der „Dienstbotenfraktion“ gewichen zu sein. Es ist schon bemerkenswert, dass die Spielaufforderungen sogar von unserem Alten ausgehen und die beiden unseren „Diktator“ häufig draußen vorlassen. Insgesamt ist bei unserem Senior ein auffälliger Vitalisierungsprozess festzustellen. Darüber freuen wir uns natürlich sehr, weil bei uns noch kein Kerry so alt geworden ist.
Verhalten DIKTUS (Leitrüde):
Während der „Alte“ nach einer aktiven Ausstellungskarriere kaum noch Aktivitäten entwickelt, geht DIKTUS seit ca. zwei Jahren regelmäßig dem Agility-Sport nach, worauf sicher ein Teil seiner Ausgeglichenheit zurückzuführen ist. Nachdem er die Begleithundeprüfung abgelegt hat, muss er seiner guten Sozialverträglichkeit zufolge nicht mehr „Unterordnung gehen“.
Im Gegensatz zu BALOU hat DIKTUS sich in der Anfangsphase den Spielaufforderungen des Welpen in aller Regel gestellt und war gegenüber den Aktivitäten des Kleinen durchgängig aufgeschlossen. Das hat sich gewandelt, nachdem DIKTUS in den letzten 18 Monaten in die Chefrolle geschlüpft ist. Er macht hin und wieder deutlich, dass er sich gegenüber seinem älteren und jüngeren Hausgenossen einige Freiheiten herausnehmen kann, indem er ihnen z.B. ohne Spielbedürfnis den Gegenstand wegnimmt, mit dem sie sich aktuell befassen. Das wird vom Betroffenen aber auch ohne Aufhebens toleriert und offensichtlich als „normal“ empfunden.
Damit einhergehend stellen wir bei DIKTUS und seinem neuen „Amt“ auch ein gesteigertes Distanzverhalten gegenüber dem Rangniedrigsten fest. Er geht auf die Spielaufforderungen von MIKA mittlerweile seltener und auch nur kurzzeitig ein, ohne allerdings ein ausgesprochenes Machogehabe an den Tag zu legen.
Interessant ist zu beobachten, wenn beide „auf die Jagd gehen“ (bei uns auf Krähen). Dabei kann die Initialzündung von jedem der Beiden erfolgen. Sie verständigen sich durch kurzen Blickkontakt und einigen sich damit auf ein bestimmtes Objekt. Dann wird die gemeinsame Hatz aufgenommen, bis nach und nach alle Vögel vom Feld vertrieben sind. Wenn man die beiden ließe, würden sie sicher auch andere Beuteziele für sich entdecken. Es ist deshalb für uns ständige Verpflichtung, Tiere und Umgebung genau zu beobachten und schädliche Entwicklungen im Ansatz zu erkennen und zu unterbinden; besser noch: vorauszuahnen, ob und welches Objekt der Begierde für unsere Jungs jetzt interessant sein könnte. Da DIKTUS sicher im Gehorsam steht, geht der Kleine bei ihm auch in dieser Hinsicht in eine gute Lehre.
Verhalten Mika (Jungrüde):
Nesthäkchen MIKA hatte bis zu 6 Monaten Gelegenheit zu regelmäßigem Welpenspiel in größeren Gruppen. Seine Erziehung zur Unterordnung im Sinne der Begleithundeprüfung erfolgt (bislang) ohne Ablenkung durch seine Hausgenossen. Aufgrund seiner Anlagen scheint er geeignet, später einmal ebenfalls Agility-Turniere zu laufen.
Wir haben nicht erkennen können, ob BALOU oder DIKTUS jemals als „Erzieher“ in massiver Form auf MIKA eingewirkt haben. Wir wollen aber nicht auszuschließen, dass mit zunehmender Erfahrung und Gewöhnung bei uns im Verlauf der Jahre eine Verschiebung der Wahrnehmungsschwelle erfolgt ist. MIKA versucht immer wieder, sich beim Chef DIKTUS anzubiedern. Der zeigt ihm aber meist die kalte Schulter. An Rauf- und Zergelspielen, die von unser Seite ausgehen, nehmen aber alle, einschließlich unserem Alten, mit höchster Begeisterung teil.
Im Gegensatz zu allen anderen Kerry’s, die wir bislang gehalten haben, scheint uns MIKA gegenüber Altersgenossen in der Persönlichkeitsentwicklung insgesamt deutlich verzögert. Das „Beinheben“ hat im Gegensatz zu Altersgenossen später eingesetzt und sein Markierverhalten kann man fast als „verstohlen“ bezeichnen.
MIKA wirkt auch im Umgang mit bekannten Hunden darauf bedacht, möglichst keinen Unwillen zu erregen. Bei neuen Begegnungen testet er häufig erst aus, welches Verhältnis er zu seinen vierbeinigen Kumpanen einnehmen darf. Hin und wieder legt er sich jetzt noch bei der einen oder anderen Hundebegegnung auf den Rücken.
Ob dieses Verhalten anlagebedingt ist oder auf die Umgebungsbedingungen zurück geführt werden muss, ist uns nicht klar. Wir neigen zu der Erklärung, dass es an der gelebten Rangordnung liegt, die ihm seinen festen Platz zuweist, nämlich „letzter Mann am Hammer“ zu sein.
Seine Zurückhaltung hindert ihn andererseits nicht daran, mit seinen Kumpels ausgelassen zu spielen und dabei sowohl die Rolle des Jägers, als auch die des Gejagten einzunehmen. Er hat auch schon gegenüber rangniederen (jüngeren) Hunden in Fällen anmaßenden Verhaltens deutlich klargemacht, dass seine Toleranzschwelle überschritten wurde. Die Sorge, dass die beiden anderen Rüden sich in solche Zwistigkeiten reinziehen lassen könnten, hat sich nicht bestätigt.
Abschließen möchten wir mit der Feststellung, dass es bei uns durch den Zuwachs nach wie vor zu keinen Problemen gekommen ist. Allen Unkenrufen zum Trotz ist es nicht nur möglich, zwei oder mehr Rüden im Haushalt zu halten, sondern auch, dass diese Konstellation durchaus harmonisch sein kann. Das sollte auch anderen Kerryhaltern gelingen, wozu wir mit diesem Beitrag Mut machen wollen.
©Gerda und Reinhard Krüger (überarbeitet 11/2025)