Wir wünschen Euch mit Euren Kerrys schöne, genussvolle Adventszeit;)
Suchtfaktor Agility
Seit gut zwei Jahrzehnten bin ich mit Kerry-Blue-Terriern im Agility-Sport aktiv. Und obwohl sich mein 80. Geburtstag bereits am Horizont abzeichnet und das eine oder andere Zipperlein mich ermahnen, es ruhiger angehen zu lassen, sind mein Hund und ich noch immer in Geiselhaft dieser hochdynamischen Teamsportart.
Was Agility ausmacht, das Regelwerk, etc. lässt sich im Internet allenthalben nachlesen. Ich beabsichtige mit diesem Beitrag rassespezifische Hinweise und Orientierungshilfen zu geben und hoffe, auch andere Kerry-Liebhaber für’s Agility einfangen zu können
Die Faszination dieses Sports liegt für mich darin, dass jeder Parcours (Training oder Wettbewerb) individuell gestaltet wird und damit jeweils ein neue Herausforderungen ist. Weil es keine standardisierten Abläufe gibt, fördert Agility neben (Hunde-)führerischen Qualitäten, körperliche Fitness, intellektuelle und kognitive Fähigkeiten auch mentale Stärke. Im Zuge der nie endenden Ausbildung wächst das gegenseitige Verständnis, indem einerseits der Hund lernt, insbesondere die Körpersprache seines Partners richtig zu interpretieren. Der Hundeführer lernt im Idealfall, dass er durch ein mit viel Spaß und Lob aber auch absoluter Konsequenz ausgeführtes Training den besten Lernerfolg erzielt. Er erfährt dabei, wie sich zwischen ihm und seinem Hund eine neue, bislang ungekannte innige Beziehung entwickelt. Für alle meine Kerry’s hatte das verbale Lob einen noch höheren Stellenwert als ein Leckerli, bzw. Motivationsobjekt (MO) = Spielzeug, Klicker, etc. Es kann nicht überschwänglich genug ausfallen, auch auf die Gefahr hin, das man sich damit „zum Affen“ macht. Der Kerry gibt dafür ALLES! Wichtig in diesem Zusammenhang ist die unmittelbare Zeitnähe, so dass der Hund eine erfolgreiche Übung mit der Belohnung verknüpft.
Die Frage, ab wann mit Agility begonnen werden kann, lässt sich nach meiner Auffassung leicht beantworten. Es beansprucht den Welpen nicht, wenn man ihn spielerisch dazu bringt, durch einen kurzen, geraden Tunnel zu laufen, ein am Boden liegenden Stöckchen zu überwinden oder um einen Pfahl herum zu laufen – also Aktionen, welche die Hunde ohnehin in ihrem natürlichen Repertoire haben. Die Anforderungen darf man mit zunehmenden Alter steigern. Richtig springen lassen habe ich meine Hunde aber erst nach der HD-Untersuchung (18 Monate). Es spricht nichts dagegen, seinen Hund auch vorher schon (natürlich zunächst angeleint) an die Kontaktzonengeräte zu gewöhnen, um die anfängliche Höhenangst abzubauen. Wippe und Slalom sind schwierigere Klippen, bei denen man in der Ausbildung kaum wieder gut zu machende Fehler machen kann. Erstere, weil der Niedergang der Wippe zumeist mit einem starken Geräusch verbunden ist. Um dem Kerry zu vermitteln, dass der Lärm bedeutungslos ist, kann man ihm durch abgestuftes Heranführen die Angst davor nehmen. Damit der Slalom von Anbeginn fehlerfrei (von der richtigen Seite aus = erste Stange - linke Schulter) und vollständig(!) bewältigt wird, hat sich nach all meiner Erfahrung bewährt, technische Hilfsmittel in Form von einzelnen Maschendrahtelementen1 einzusetzen. Ich übertreibe absolut nicht mit der Behauptung, dass der Hund mit diesen Hilfen nach 5 bis 8 Übungseinheiten gelernt hat, worauf es ankommt – stürmisches Lob beim Erfolg natürlich vorausgesetzt.
Zwei auf ca. 15 Minuten beschränkte Trainingseinheiten pro Woche sind ausreichend und überfordern unseren Liebling nicht. Der Kerry lernt schnell. Womit alle meine Hunde jedoch Schwierigkeit hatten, war das Führen auf Distanz, ganz im Gegensatz zu den Border-Collies, die aus diesem Grund beim Agility dominieren2. Der Kerry will seinen Hundeführer möglichst in seiner Nähe haben, bzw. mit ihm gemeinsame Aktionen unternehmen.
Je nach Region sind Hallentrainingsmöglichkeiten in Deutschland rar, so dass auf Naturplätzen witterungsbedingt Trainingsausfälle leider hinzunehmen sind und so Trainingsfortschritte verzögern. Wo sich eine geeignete Ausbildungsstätte befindet, lässt sich nicht so leicht beantworten. Ich selbst habe erst nach einer längeren Odyssee einen geeigneten Trainingsplatz gefunden. Generell gilt: Trainingsstätten, die Agility-Turniere ausrichten, sind ein guter Ausgangspunkt. Erste Orientierung, ob sich im näheren Umfeld eine entsprechende Einrichtung befindet, bieten die auf kerrybluepassion.de unter „Links“ aufgeführten Meldeportale und Organisationen.
Wer sich einmal mit Agility infiziert hat, für den gibt es keine Heilung. Vielleicht haben Sie sich durch meine Ausführungen anstecken lassen und versuchen es einmal. Ich verspreche trotz gelegentlicher Rückschläge jede Menge Glückshormone – für beide Seiten!
©RK 11/2025
1) Interessenten kläre ich gerne über die Konstruktion dieser im Selbstbau leicht herstellbaren Elemente auf
2) Das gilt für die Größenklasse L (large), Widerristhöhe =>48 cm, in der ein Kerry sich aufgrund seiner üblichen Größe mit den Mitbewerbern bezüglich der Höhe der Sprunghindernisse (60 cm) messen muss.